
Die Tage an denen alles schief geht.
Wie schnell kannst du dir verzeihen, wenn mal wieder alles schief geht?
Manchmal gibt es Tage, an denen einfach nichts zu klappen scheint. Eine falsche Entscheidung jagt die nächste, und plötzlich hat man das Gefühl, die dümmste Person auf der Welt zu sein. Sich die eigenen Fehler zu verzeihen, scheint erstmal unmöglich.
Wie ist der Umgang mit dir selbst in solchen Momenten? Was machen deine eigenen Fehler mit dir?
TIPP: Achte das nächste Mal auf deinen inneren Dialog, wenn du dich mal wieder so richtig über dich selbst ärgerst. Werde dir darüber bewusst was du fühlst und warum du es fühlst. Wie klingt die Stimme in deinem Kopf? Wertend und wütend oder liebevoll und geduldig? Denk immer daran, wir sind alle ein bisschen Panne von Zeit zu Zeit. Also halte deinen inneren Kritiker erstmal zurück und gib dir den Raum den du brauchst.
Mir passieren schon mein Leben lang die verrücktesten Sachen. Somit war recht früh klar, mir darf so schnell nichts peinlich werden und mit Komfortzone ist auch nicht viel. Mir fällt zu diesem Thema ein ganz spezieller Tag ein. Was an diesem Tag passierte und wie ich letztendlich daran gewachsen bin, möchte ich mit euch teilen – denn solche Tage können uns am Ende mehr beibringen, als wir in solchen Moment denken.
Zur Anregung hier eine kleine Anekdote zum Thema:
Der Tag, an dem alles schiefging
Es war mein erster Tag als Friseurin auf einem Kreuzfahrtschiff, und eine der wichtigsten Routine-Aktivitäten stand an: der „General Emergency Drill“, die Notfallübung für alle Crew-Mitglieder und Passagiere.
Natürlich hatte ich mich gut vorbereitet, immerhin wurde ich genau für diesen Moment ausgebildet. Doch als das Signal für den Drill ertönte, war mein Kopf plötzlich wie leergefegt. Einfach ein kompletter Blackout. Ich konnte mich weder an die Sicherheitskette erinnern noch wusste ich, wie ich zu meiner Position kommen sollte. Ich stand also völlig lost alleine in meiner Kabine, denn von meiner Mitbewohnerin fehlte jede Spur.
In meiner Not griff ich nach meiner Rettungsweste, zog sie hektisch an und lief los – ohne Plan direkt rein in die Übersprungshandlung. Der Höhepunkt meines Chaos? Ich nahm den Fahrstuhl, was während des Drills und sowie so im Notfall absolut verboten ist. Genau in diesem Moment wurde ich von dem Safety-Offizier der Brücke dabei erwischt und vor der gesamten anwesenden Crew zur Rede gestellt. Nicht nur das, unser Saftey-Offizier hatte die Angewohnheit auf frischer Tat ertappte Crew-Mitglieder zu fotografieren, damit es auch ja niemals in Vergessenheit gerät.
Als ob das nicht genug wäre, erhielt ich später vom Kapitän meine ganz persönliche mündliche Abmahnung. Mein erster Arbeitstag an Bord peak peinlich– ich fühlte mich wie die absolute Versagerin auf allen sieben Weltmeeren.
Die innere Stimme: Mein größter Kritiker
Nach diesem Vorfall war mein Selbstwertgefühl absolut am Tiefpunkt angelangt. In meinem Kopf hallte immer wieder das Urteil nach: „Warum bist du so dumm?“
Wenn wir Fehler machen, ist es leicht, in eine Spirale aus Selbstkritik und Scham zu geraten. Doch genau in diesen Momenten sollte uns klar werden:
Jetzt gibt keinen Weg zurück. What’s done is done und der einzige Weg raus, ist durch.
Auf einem Kreuzfahrtschiff gibt es kein Verstecken. Man lebt und arbeitet gemeinsam, und man muss sich den Herausforderungen stellen. Ich konnte mich nicht isolieren oder einfach „verschwinden“. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich der Situation zu stellen – und weiterzumachen.
Meine „Learnings“ von diesem Tag:
Rückblickend war dieser Tag definitiv einer der unangenehmsten ever, aber dennoch voller wichtiger Lektionen für mein Leben. Hier wohl die wichtigsten Erkenntnisse, die ich daraus gezogen habe:
- Fehler gehören dazu – vor allem am Anfang.
Niemand ist perfekt, und in neuen Situationen ist es normal, Fehler zu machen. Entscheidend ist, was wir daraus lernen. - Der innere Dialog ist entscheidend.
Anfangs war mein innerer Kritiker laut und gnadenlos. Doch als ich begann, die Situation zu akzeptieren, wurde dieser Dialog ruhiger und sogar unterstützender. Selbstmitgefühl ist ein Schlüssel, um mit schwierigen Momenten umzugehen. - Alles geht vorbei.
Selbst die peinlichsten oder unangenehmsten Situationen werden mit der Zeit kleiner. Heute kann ich über diesen Tag lachen – und ich habe gelernt, mich selbst nicht so ernst zu nehmen. - Konflikte überwinden bringt Wachstum.
Später hatte ich die Gelegenheit, dem Kapitän bei einem Termin im Bord-Salon zu zeigen, dass ich mehr bin als dieser eine Fehler. Diese Begegnung zeigte mir: Es ist möglich, Vertrauen wieder aufzubauen – sowohl bei anderen als auch bei uns selbst.
Mantra-Tipp für genau solche Tage: „This too shall pass.“
Egal wie schlimm sich eine Situation in manchem Moment anfühlen mag, kein Gefühl bleibt für immer. Alles vergeht irgendwann. Herausforderungen sind ein Teil des Lebens – und oft die besten Lehrmeister.

