
Männer und Gefühle
Mentale Gesundheit bei Männern: Warum wir offener darüber sprechen müssen
Eine Sache, die mir bei meinen Recherchen zur mentalen Gesundheit bei Männern immer wieder negativ auffällt, ist die Tatsache, dass innerhalb unseres Gesundheitssystems die Psyche von Frauen anders untersucht und behandelt wird als die von Männern.
Leider geschieht dies oft zum Nachteil der Männer. Während es Frauen häufig leichter fällt, ihre Beschwerden zu schildern und zu erkennen, dass ihre Psyche leidet, haben Männer oft Schwierigkeiten, ihre Probleme klar zu benennen. Ich habe selbst erlebt, wie die einfache Frage „Wie geht es dir?“ auf manche Männer überfordernd wirken kann.
Stigmatisierung: Die zweite Krankheit
Betroffene Männer sehen sich häufig mit negativen Stereotypen konfrontiert. Menschen mit psychischen Erkrankungen werden noch immer von unserer Gesellschaft ausgegrenzt. Für diese Art der Ausgrenzung gibt es einen Begriff: Stigmatisierung.
Das Stigma (vom griechischen „Wundmal“), das psychischen Erkrankungen anhaftet, ist für Betroffene eine zusätzliche, oft schwerwiegende Belastung.
Beispiele für solche Stigmatisierungen im Alltag sind Aussagen wie:
- „Der ist aber komisch.“
- „Die ist viel zu empfindlich.“
- „Bist du ein Weichei?“
- „Vielleicht bist du einfach nur faul.“
- „Du bist viel zu sensibel.“
- „Jetzt stell dich nicht so an, anderen geht es viel schlechter als dir!“
Solche Aussagen wirken verletzend und verstärken das Schweigen der Betroffenen. Viele Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, gehen aufgrund dieser negativen Zuschreibungen nicht oder erst sehr spät zum Arzt, um die Diagnose „psychisch krank“ zu vermeiden.
Wie betrifft das speziell Männer?
Männer, die nie gelernt haben, Verständnis für ihre eigenen Emotionen zu entwickeln, sind besonders betroffen. Depressive Beschwerden bei Männern äußern sich oft anders als bei Frauen. Statt Traurigkeit dominieren Symptome wie:
- Vermehrte Reizbarkeit und Wutausbrüche,
- Erhöhte Risikobereitschaft,
- Suchtverhalten (häufig erhöhter Alkoholkonsum),
- Sexuelle Störungen,
- Körperliche Beschwerden.
Alarmierende Statistiken zur mentalen Gesundheit von Männern
Ein Blick auf die Zahlen zeigt die erschreckende Realität:
- 75 % aller Suizide werden von Männern begangen.
- 85 % aller Wohnungslosen sind Männer.
- 70 % aller Alkohol- und Drogenabhängigen sind ebenfalls Männer.
Diese Statistiken verdeutlichen, wie dringend wir als Gesellschaft handeln müssen, um Stigmata abzubauen und Männer zu ermutigen, offen über ihre psychische Gesundheit zu sprechen.
Was können wir tun, um Stigmata zu durchbrechen?
Eine spannende Initiative, die kürzlich viral ging, lautet: „We listen and we don’t judge“ („Wir hören zu und urteilen nicht“).
Dieser Ansatz, ein sicheres und wertfreies Gespräch zu führen, hat viele inspirierende Gespräche angestoßen.
Natürlich löst ein solcher Ansatz nicht alle Probleme. Doch es ist ein kleiner, machbarer Schritt im persönlichen Rahmen. Indem wir Menschen, die Schwierigkeiten haben, über ihre Gefühle zu sprechen, einen sicheren und wertfreien Raum bieten, können wir viel bewirken.
Fazit
Die mentale Gesundheit von Männern verdient mehr Aufmerksamkeit. Es ist Zeit, dass wir offener darüber sprechen und aktiv dazu beitragen, Stigmata abzubauen. Jeder von uns kann Teil der Lösung sein – indem wir zuhören, ohne zu bewerten, und Verständnis zeigen.
Quellen:
https://www.seelischegesundheit.net/wissen/stigma/
https://www.maennergesundheitsportal.de/themen/psychische-erkrankungen/maenner-leiden-unbemerkt/
https://mens-mental-health.de/psychische-gesundheit-von-mannern/

